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Julia Krusch

Julia Krusch

Julia ist kreative Geschichtenerzählerin aus Leidenschaft.
Tauch mit ihr ein in eine Welt der Phantasie!

Ein Sternenmärchen

Sternschnuppenregen...

Mitten im Hochsommer stehen uns laue Sommerabende bevor. Genau die richtige Zeit, sich einen Schlafsack zu schnappen und die Nacht draußen zu verbringen, mit Blick auf den Sternenhimmel. Vielleicht könnt ihr eine Sternschnuppe entdecken und habt einen Wunsch frei? In jedem Fall bietet sich das Himmelsfirmament als wunderbarer Hintergrund zum Märchenerzählen an. Wisst ihr, wie die Sterne entstanden sind? Eine von zahlreichen Schöpfungsmythen- eine besonders schöne, wie ich finde- aus Bulgarien, findet ihr hier. Backt euch Sternkekse, bastelt eine Laterne, hockt euch raus auf die Wiese und lasst es leuchten. Über euch. In euch. 

Die Erschaffung der Sonne und der Sterne - Mythe aus Bulgarien

Vor langer Zeit, noch weit vor dir und mir und all den Menschen, lebte der Schöpfergott mit seinem Sohn auf der Erde. Gott hatte viel zu tun. Er erschuf die Pflanzen, die Flüsse, die Tiere- und sein Sohn schaute ihm dabei neugierig zu. Wohin Gott auch ging, er folgte ihm auf Schritt und Tritt. 

Irgendwann fand Gott, dass sein Sohn auch einmal spielen sollte, und so sprach er: „Höre, lieber Sohn, du musst mir nicht immer folgen. Du kannst sich auch hinsetzen und ein wenig spielen.“

Da sprang der Sohn von seinem Schoss herunter und spielte ein wenig mit der Erde am Boden.

Gott spazierte derweil hin und her, formte dort einen Strauch, erschuf dort ein neues Wesen und kehrte schließlich zu seinem Sohn zurück. Er sah, wie dieser aus Lehm eine große Kugel geformt hatte. „Was willst du damit machen?“, wollte er wissen.

„Ich will sie in die Luft werfen“, meinte sein Sohn. „Gut! Dann will ich sehen, wie weit du werfen kannst“, sprach Gottvater.

Der Sohn stand auf, nahm die Kugel und warf sie so hoch, dass sie oben am Himmelszelt stecken blieb. Dort verwandelte sie sich in eine Sonne. Sie begann sogleich fröhlich und warm ihre Strahlen zur Erde zu schicken. Auf der Erde erstrahlte alles im Morgenlicht und Gott und sein Sohn erfreuten sich an der schönen Sonne.

Die Sonne wärmte die Erde mehr und mehr und Gott schuf die Jahreszeiten, damit es nicht u heiß wurde.

Als er den Winter erschaffen hatte, schneite es und der Sohn sprang lachend im Schnee herum. Bald schon formte er viele kleine Schneekugeln. Dann rief er: „Schau, Vater, wie viele Kugeln ich an den Himmel werfen kann!“ Er warf eine Kugel nach der anderen in den Himmel hinauf. Große, kleine, manche höher, manche tiefer… und weil es gerade Abend wurde, begannen die Schneekugeln im Dunkeln zu leuchten und wurden zu Sternen.

Stolz sah der Sohn, wie die Sterne den Nachthimmel erleuchteten. Er schaute sich um, nahm eine Handvoll Schnee und war sie übermütig in die Luft. Die vielen kleinen Schneekristalle verteilten sich am Himmel, wurden zu kleinen Sternenlichter und man nennt sie Milchstraße.

Bis heute kann man die Kugeln sehen. Als Sonne und Sterne leuchten sie am Himmel.

 

(nach E. Ognjanowa, Bulgarische Märchen, Leipzig, 1989)

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